Beachte: Veranlagungen in Finanzinstrumenten sind mit Risiken verbunden und können neben den Erträgen auch zum Verlust des eingesetzten Kapitals führen.

flatexDEGIRO spürt den Rückgang an der Börse

Ganz den Marktgegebenheiten kann sich auch flatexDEGIRO nicht verschließen und das zeigt sich in den neuen Zahlen des Halbjahresberichts des Unternehmens.

Kunden

Mit Ende 2022 hat flatexDEGIRO 2,29 Millionen Kunden und konnte sich um 11 % steigern in den letzten 6 Monaten. In diesem Zeitraum trennte sich das Unternehmen auch von 21.000 Non-Brokerage Kunden und von den DEGIRO Österreich Kunden. Das waren 9.000 Kunden. Mit dem Angebot und mit dem Pricing dürften die Kunden zufrieden sein, denn die Kundenbindungsrate liegt bei 98,8 %.

Das Kundenwachstum ist besonders hoch in den Growth Markets (Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, der Schweiz, Irland und dem Vereinigten Königreich) mit rund 129.000 Neukunden (+19 %). Im Core Market (Österreich, Deutschland und den Niederlanden) lag das Wachstum bei ca. 82.000 Neukunden (+ 6 %).

  • Core Markets: 1.380.000 Kunden
  • Growth Markets: 800.000 Kunden

Beide gemeinsam ergeben rund 2,18 Millionen Kunden. Der Rest auf die Gesamtkundenzahl von 2,29 Millionen Kunden, rund 110.000 Kunden entfallen auf die Research Märkte wie Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland, Polen, Ungarn, die Tschechische Republik und Griechenland.

Handelsaktivitäten

Waren das noch Zeiten 2020 und 2021, damals als viele im Börsenrausch (Covid19, Meme-Stock-Hype) waren und gehandelt haben wie die Wilden. Diese Zeiten sind nunmehr jedoch vorbei. Es normalisiert sich wieder auf das Niveau vor Covid19. Das ist der Markt.

Erlöse

Wie das geht, wenn die Transaktionen um -30 % zurück gehen und die Erlöse aber nur -10 %? Optimierte Monetarisierung nennt flatexDEGIRO dies fachmännisch. Der Vergleichszeitraum ist hier das jeweilige erste Halbjahr der Jahre 2021 und 2022. Der Umsatz sank von 226,1 Millionen Euro auf 209,6 Millionen Euro.

Unterm Strich sind es Gebührenanpassungen bei den Brokern. Bei DEGIRO wurden die Gebühren größer angepasst mit 1.11.2021, bei Flatex Deutschland schon seit März 2021 eine Depotgebühr eingeführt. Eine Depotgebühr führt dazu, dass unabhängig vom Trading Erlöse entstehen, österreichische Broker können davon ein Lied singen. Flatex Österreich kommt aber nach wie vor ohne Depotgebühr aus.

flatexDEGIRO lobt in ihrer Aussendung zu den Halbjahresergebnissen ihre Kunden besonders. Das Kundenvermögen, also die Assets under Management sanken nur um 13,3 % während die internationalen Indizes wie DAX -20%, Euro Stoxx -20%, S&P 500 -21%, NASDAQ 100, -30% deutlich höher abrauschten! Damit werden im Moment 38 Milliarden Euro bei flatexDEGIRO verwaltet.

Das Kundenvermögen liegt mit 30.6.2022 bei verwalteten 38 Milliarden Euro. Je Kunde sind dies dann rund 16.600 Euro.

Ist das viel? In der Presseaussendung der BAWAG zur Übernahme der Hello Bank war die Rede von 8 Milliarden Euro Kundenvermögen bei 80.000 Kunden, wären 100.000 Euro je Kunde bei der Hello Bank. Bei Trade Republic war Ende 2020 von 4 Milliarden Euro bei 600.000 Kunden die Rede, wären 6.666 Euro je Kunde, im Mai 2021 von 6 Milliarden Euro bei vermutlichen 1,1 Millionen Kunden, wären noch ca. 5.450 Euro je Kunde. Also sind die 16.600 Euro von Flatex nicht gut, aber auch nicht schlecht.

Mit Payment-for-Orderflow, also der Rückvergütung von Market-Makern, dass Kundenorders nicht an Handelsplätze direkt weitergereicht werden sondern an die Market-Maker, damit verdient Flatex nicht wirklich viel. Nur 0,6 % der Umsätze stammen aus dieser Position in den ersten 6 Monaten des Jahres.

EBITDA

Das EBITDA in den ersten sechs Monaten 2022 stieg um 67,5 Prozent auf 89,1 Millionen EUR (H1 2021: 53,2 Millionen EUR). Dies entspricht einer EBITDA-Marge von 42,5 Prozent (H1 2021: 23,5 Prozent). Hierin enthalten sind Marketingaufwendungen von rund 30,1 Millionen EUR, die gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 13,1 Millionen EUR zugenommen haben (H1 2021: 17,9 Millionen EUR). Das lässt sich gut damit erklären, dass flatexDEGIRO nicht mehr gar so einfach Kunden gewinnen kann wie die letzten beide Jahre und der Run auf die Broker allgemein nachgelassen hat. Um Kunden zu gewinnen, muss das Marketing hochgefahren werden.

Das Adjusted EBITDA erreichte im ersten Halbjahr 81,8 Millionen EUR (H1 2021: 107,7 Millionen EUR).

Ausblick

Weiterhin optimistisch ist das Managementin Hinblick auf die Neukunden Gewinnung. 600.000 bis 700.000 Neukundenaccounts (brutto) sollen gewonnen werden können in den letzten 6 Monaten des Jahres 2022. Im ersten Halbjahr waren es 282.000 – das werden spannende Monate!

Der flatexDEGIRO Vorstand erwartet, in 2022 einen Umsatz von 400 bis 440 Millionen Euro zu erzielen, der damit auf Niveau des Rekordjahres 2021 liegt (2021: 417,6 Millionen Euro). Der durchschnittliche Umsatz je Transaktion soll aber deutlich über 5 Euro liegen (2021: 4,59 EUR). Hieraus ergibt sich eine voraussichtliche Anzahl abgewickelter Transaktionen von 75 bis 85 Millionen in 2022, bisher waren es 38,1 Millionen Transaktionen. Aufgrund der deutlich verbesserten Monetarisierung geht der Vorstand davon aus, im Gesamtjahr 2022 eine Adjusted EBITDA-Marge auf Vorjahresniveau zu erzielen (2021: 42,4 Prozent). Ob die neuen Produkte und Dienstleistungen zum Krypto-Handel und digitale Vermögensverwaltung im Jahr 2022 noch zusätzlich etwas beitragen wird zu den Erlösen, man wird es sehen, geplant ist noch nichts.

Quelle: Vorläufiges Konzernergebnis im ersten Halbjahr 2022 bereits über dem Wert des Gesamtjahres 2021 erwartet – https://flatexdegiro.com/media/pages/investor-relations/news/1b01132ecb-1657641033/220712-flatexdegiro_vorlaeufige-zahlen-h1_2022.pdf

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