Beachte: Veranlagungen in Finanzinstrumenten sind mit Risiken verbunden und können neben den Erträgen auch zum Verlust des eingesetzten Kapitals führen.

Ausschüttenden ETF oder thesaurierenden ETF?

Ausschüttenden ETF oder thesaurierenden ETF?

Das Wichtigste zusammengefasst

  • Alle Angaben ohne Gewähr… work in progress
  • Aufpassen bei der Wahl des richtigen Fonds bzw. ETFs
  • Keine Ausschütter die keine Ausschüttungen melden
  • Keine synthetische Fonds, größere Steuerschwankungen
  • Fonds- und ETF-Wahl aus steuerlicher Sicht:
      • Thesaurierender Meldefonds: Gut
      • Ausschüttender Meldefonds mit Ausschüttungsmeldung: Gut
      • Ausschüttender Meldefonds ohne Ausschüttungsmeldung: Nicht gut
      • Nicht-Meldefonds: Nicht gut

In diesem Ratgeber

Kurz zusammengefasst

Achtung, die Situation ist komplex und ich bin weder Steuerberater noch ein anderswie großartig Wissender - dieser Beitrag versucht die Situation nach bestem Wissen und Gewissen darzustellen, es könnte sich jedoch auch anders darstellen. Alle Angaben ohne Gewähr! Für sachdienliche Hinweise auf Fehler, andere Gedanken etc. bin ich mehr als happy - dazu bitte die Kommentarfunktion am Ende des Beitrags verwenden oder direkt an info@broker-test.at

Die Besteuerung eines Fonds bzw. ETFs ist in Österreich eine komplexe Sache und vieles steht und fällt mit den Meldungen an die OeKB. Gibt es eine Meldung, so handelt es sich um einen Meldefonds, wird nichts gemeldet, handelt es sich um einen Nicht-Meldefonds.

Nun ist es so, dass es Emittenten (also jene die einen Fonds bzw. ETF auflegen) gibt die zwar an die OeKB melden, jedoch “vergessen” auch die Ausschüttungen zu melden. Daraus ergibt sich kurz zusammengefasst die folgende steuerliche Übersicht:

Fonds- und ETF-Wahl aus steuerlicher Sicht:

  • Thesaurierender Meldefonds: Gut
  • Ausschüttender Meldefonds mit Ausschüttungsmeldung: Gut
  • Ausschüttender Meldefonds ohne Ausschüttungsmeldung: Komplex 
  • Synthetische Fonds: Komplex 
  • Nicht-Meldefonds: Komplex /Nicht gut

Warum ist das so? Der folgende Beitrag sagt Ihnen warum.

Was ist das Problem?

Bei Fonds die Ausschütter sind und es keine Ausschüttungsmeldungen gibt, werden die Ausschüttungen vom Broker versteuert. Zugleich erstellt der steuerliche Vertreter die Jahresmeldung für den Fonds und nimmt auch hier die Ausschüttungen mit dazu. Die Besteuerung der Jahresmeldung berücksichtigt abermals die Ausschüttungen und so kommt es für den Kunden zu einer Doppelbesteuerung.

Warum keine Ausschütter die keine Ausschüttungen melden

Warum sollte man als ÖsterreicherIn keinen Fonds (und dazu gehören natürlich auch ETFs) wählen, welcher ein Ausschütter ist und diese Ausschüttungen vom steuerlichen Vertreter nicht an die OeKB gemeldet werden? Eine Erklärung wie das Nicht-Zusammenspiel von Fonds-Emittenten, steuerlichen Vertreter, Broker und der Gesetzgebung nachteilig für den Anleger wirkt:

Der Fonds müsste einen Tag vor seiner Ausschüttung diese Ausschüttung an den steuerlichen Vertreter melden, damit dieser eine Meldung an die OeKB machen kann. Das passiert bei manchen Fonds nicht. 

Wie kann festgestellt werden ob es eine Ausschüttungsmeldung gibt oder nicht? Dazu einfach am besten die ISIN (Internationale Wertpapierkennnummer) auf der Website my.oekb.at eingeben und sich über einen Klick auf “Übersicht erfolgter Meldungen” eine Übersicht verschaffen. Findet sich hier wie beim Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (USD) Distributing (ISIN IE00B3RBWM25, WKN A1JX52) keine Ausschüttungsmeldungen, so handelt es sich eben um so einen Fonds der nicht unbedingt gewählt werden muss.

Gibt es bei der OeKB eine Meldung über die Ausschüttung, kann der Broker die dortigen Daten bei der Ausschüttung berücksichtigen (KESt oder keine KESt). Hingegen gibt es beim Ausschütter iShares MSCI World UCITS ETF (ISIN IE00B0M62Q58, WKN A0HGV0) sehr wohl auch Ausschüttungsmeldungen von iShares an den steuerlichen Vertreter, der wiederum fristgerecht an die OeKB meldet.

Passiert diese Meldung an den steuerlichen Vertreter nicht, so gibt es bei der OeKB auch keine Meldung darüber. Der Broker kann daher nicht anders, dass dieser die Ausschüttung verkestet mit 27,50 %. In diesem Fall wird eine Ausschüttung des beliebten Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (USD) Distributing (ISIN IE00B3RBWM25, WKN A1JX52) mit der KESt besteuert, siehe Abrechnung easybank:

Nun wurde jede Ausschüttung bereits mit einem KESt Abzug bedacht.

Einmal im Jahr kommt die Jahresmeldung des steuerlichen Vertreters. Hier hat dieser die ausschüttungsgleichen Erträge als auch die Ausschüttungen steuerlich zu berücksichtigen, weil dieser diese noch nicht behandelt hat. In diesem Moment kommt es zu einer Doppelversteuerung. So richtig typisch ist bei diesen Fonds, dass es bei der Anpassung der Anschaffungswerte ein negativer Wert hier entsteht. Das bedeutet, dass die Anschaffungskosten des Fonds in diesem Fall niedriger werden und beim Verkauf der etwaige Gewinn somit höher wird und damit mehr Kapitalertragsteuer anfällt. Hier wieder das klassische Beispiel des Vanguard FTSE All World ETF:

Die Jahresmeldung dieses ETFs vom 13.01.2021 berücksichtigt das Geschäftsjahr vom 1.7.2019 bis 30.6.2020 und in diesem Zeitraum schüttete dieser ETF viermal aus:

Auszahlungs-DatumEx-DatumAusschüttung
24.06.202011.06.20200,3812 USD
08.04.202026.03.20200,4083 USD
27.12.201912.12.20190,2973 USD
09.10.201926.09.20190,4160 USD
  1,5028 USD

Die Summe von 1,5028 US-Dollar für alle vier Ausschüttungen im Meldezeitraum finden sich sodann auch unter Punkt 5 der Jahresmeldung.

Was machen steuereinfache Broker?

Aktuell scheint es so zu sein bei steuereinfachen Anbietern, dass diese die Ausschüttungen versteuern, die Jahresmeldung als ausschüttungsgleichen Ertrag versteuern aber den Anschaffungskurs nicht verändern, wenn der gemeldete Betrag “Die Anschaffungskosten des Fondsanteils sind zu korrigieren um” negativ ist.

Nun ist der Kuddelmuddel perfekt. Zum einen Doppelversteuerung der Ausschüttungen, zum anderen aber nicht die Anschaffungskosten nicht korrekt angepasst. Eine Rückforderung der Steuer auf die Ausschüttungen ist damit nicht 1:1 umsetzbar, denn die Anpassung der Anschaffungskosten ist beim Broker nicht korrekt hinterlegt. Wer das nun noch selbst hinbiegen möchte über die Einkommensteuererklärungen muss somit eine eigene Buchhaltung führen und Jahr für Jahr mitschreiben, wenn alles “steueroptimal” soll.

Alternativen und Auswege

Wem das alles zu bunt ist hier ein paar Alternative Vorschläge:

  • Wechsel auf auschüttenden ETF mit Meldung der Ausschüttung
  • Wechsel auf einen thesaurierenden ETF
  • Wechsel auf einen ausländischen Anbieter und alles selbst durchführen (aber auch hier Achtung, dass die Ausschüttungen korrekt behandelt werden und im Fall des Falles der Dame bzw. dem Herrn beim Finanzamt genau zeigen können, was und warum etwas gemacht wurde)
  • Einfach weitermachen und sich damit abfinden, dass es nicht steueroptimal läuft und wer weiß, ob der Anbieter nicht doch auch mal bald die Ausschüttungen meldet oder der Gesetzgeber auch mal wieder das Gesetz ändert

Synthetische Fonds, größere Steuerschwankungen

Auch bei synthetischen Fonds bzw. ETFs gibt es eine Besonderheit. Hier wird mit SWAPs gearbeitet, einem derivativen Finanzinstrument. Hier wird für den Fonds ein Derivat abgeschlossen, dem Trägerportfolio. Dieses läuft aus und löst eine Steuerpflicht aus. Diese Steuerpflicht korreliert jedoch nicht 1:1 mit den ordentlichen und außerordentlichen Erträgen des Fonds und so kommt es bei manchen Inhabern zu vielen Fragezeichen, warum denn die Steuerzahlung gar so hoch ist, obwohl die Performance des Fonds nicht so besonders war. Dies kann am Trägerportfolio liegen.

Über eine Haltedauer von vielen Jahren wird sich dieses Manko vermutlich ausgleichen, kurzfristig kann es bei synthetischen Fonds jedoch zu Steuerzahlungen kommen, die höher sind als vermutet (jedoch eben auch in die andere Richtung). Wie kann ich feststellen ob mein ETF nun ein SWAP-ETF ist? Suchen Sie auf Justetf.com oder Extraetf.com nach der Replikationsart “Synthetisch”. Ist Ihr ETF dort zu finden, so verwendet dieser unter anderem auch Derivate zur Abbildung des Index.

Andreas von Broker-Test.at
Andreas ist Gründer und der Kopf hinter Broker-Test.at – er ist begeisterter Privatanleger, 1998 begann alles mit einem 20.000 Schilling Investment in die damalige Aktie des ehemals staatlichen Konzerns, der VA Tech (heute Primetals). Seit 2014 wird mit dieser Seite versucht mehr Transparenz für Interessierte und Anleger zu schaffen. 👉🏽 Mehr über mich und die Geschichte zu Broker-Test.at gibt es hier zum Nachlesen. 👉🏽 Zum Newsletter von Broker-Test.at kann hier die E-Mail Adresse eingetragen werden.
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74 Kommentare
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Hi Andreas,
vielleicht durchaus interessant für dich:
Ich habe bei Vanguard nachgefragt wie es denn nun ausschaut mit der Meldung von Ausschüttungen bei ihren ETFs in Österreich und das war die Antwort:

Sehr geehrter Herr XXXX,

vielen Dank für Ihre Anfrage.

Folgende ETFs machen für 2024 Quartärliche Ausschüttungsmeldungen: IE00B3RBWM25, IE00B945VV12, IE00B3XXRP09, IE00B8GKDB10, IE00BKX55T58, IE00B3VVMM84, IE00BNG8L385, und IE00BKV0W243.

Foldgende ETFs machen für 2024 halbjährlich Ausschüttungsmeldungen: IE00BMVB5S82 und IE00BMVB5Q68.
Dabei ist der FTSE All-World High Dividend Yield UCITS ETF (USD) (Ausschüttend) mit enthalten.

Bei Fragen kommen Sie gerne auf uns zu.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Vanguard Team Deutschland

Hey Andreas, danke für den Informativen Beitrag! Ich hab nur eine offene Frage. Was heißt in dem Fall Doppelbesteuerung anhand des Vanguard Ftse all world distr?

Sahen wir ich hab shares im Wert von 4000€.
Dann bekomm ich – sagen wir – 4x 100€ Dividende.
Dann werden davon 27.5% abgezogen. Und dann? Nochmal 27.5% von der 400€ Basis?

Hallo Andreas, ich habe vor demnächst einen größeren Betrag von 300k€(Erbe) in ETFs zu veranlagen. Am liebsten würde ich alles in einen thesaurierenden ETF stecken, allerdings bereiten mir die Steuern auf die ausschüttungsgleichen Erträge ein bisschen Sorge. Im Moment könnte ich das leicht stemmen. Ich würde einfach den Betrag den ich an Steuern erwarte von meiner monatlichen Sparrate abzweigen. Je nachdem wies läuft könnte allerdings das Kapital in 10-20 Jahren aufs doppelte anwachsen und dann wirds vielleicht schon schwieriger. Sollte mir dann noch mein Einkommen wegfallen (Krankheit, Sabbatical, Stunden reduzieren) könnte ich Probleme bekommen. Wär schön zu 27,5% in einen… Weiterlesen »

Hallo,

Danke fuer den informativen Artikel. Koenntest du auch auch einen kurzen Beitrag verfassen, der direkt die Ertraege verschiedener ETF-Varianten auf 1,5,10 Jahre vergleicht? Z.B. jeweils 10k investiert in Vanguard FTSE All World Accumulating verglichen mit Distributing, und Vanguard High Div. Yield Acc/Dist. Da wuerde man dann auf einen Blick sehen wie sich das steuerlich fuer Oesterreicher auswirkt. Dass Anschaffungskosten nicht um negative Werte korrigiert werden (wird vielleicht nicht immer so bleiben) ist ein weiterer Punkt, den man eventuell in die Beispielrechnung hinzunehmen kann.

Lieber Andreas,

danke für deinen tollen Beitrag, ich hätte zu dem Thema eine Frage:

Ich habe ein Depot be der Bankdirekt. Dort habe ich vor einiger Zeit einen ausschüttenden Dividenden-Fonds von Ishares gekauft (IE00B652H904). Jetzt habe ich mit Ende September die erste Ausschüttung erhalten. Das seltsame ist: ES WURDE KEINE KEST ABGEZOGEN. Ich habe jetzt auf der Homepage der OeKB geschaut und dort steht, dass der Fonds ein Meldefonds ist und dass die Ausschüttungsmeldung erfolgt ist. Hast du dafür eine Erklärung?

Hallo Andreas!
Vielen Dank für den Beitrag und die tolle Infos 🙂

Dein Blog ist der Beste!!!

Ich habe einen Thesaurierenden ETF und mein Depot-Konto ist immer im Minus ( Steuern ).
Das nervt mich total wenn ich immer nachzahlen muss.
Ich verstehe nicht wie das alles genau versteuert wird bzw. wenn ich nach z.B 15 Jahren alles verkaufe
dann muss ich doch wieder versteuern oder nicht?

Würde mich sehr sehr freuen, wenn du Zeit hättest mir die Frage zu beantworten 😉

Vielen vielen Dank nochmals.
Sg Davaadorj

Ja, beim Verkauf wird nochmal versteuert, aber die bereits gezahlte Steuer der Thesaurierungen wird berücksichtigt. Man zahlt dann also weniger Steuer. Bei der Thesaurierung wird dein steuerlicher Einstandswert im Depot angehoben, so dass beim Verkauf steuerlich gesehen weniger Gewinn anfällt als du durch deinen ursprünglichen Kaufwert hattest. Ja, es ist nervig, dass man “nachzahlen” muss, aber so ist es eben leider, lass dich davon nicht irritieren. Den Gewinn hat man etwas unintuitiv ja im Wert des ETF durch die Thesaurierung, man könnte ihn sich theoretisch auch auszahlen mit einem Teilverkauf. Deswegen muss man auch direkt Steuern zahlen. Einfach nicht beirren… Weiterlesen »

Hallo Andreas, wirklich ein super Blog für uns ETF Interessierte in Österreich, danke 😊 Du schreibst: Aktuell scheint es so zu sein bei steuereinfachen Anbietern, 1) dass diese die Ausschüttungen versteuern, 2) die Jahresmeldung als ausschüttungsgleichen Ertrag versteuern 3) aber den Anschaffungskurs nicht verändern, wenn 4) der gemeldete Betrag “Die Anschaffungskosten des Fondsanteils sind zu korrigieren um” negativ ist. 1) Der Broker versteuert die Ausschüttung, das verstehe ich, denn es gibt keine Meldung bei der OeKB. 2) Das verstehe ich auch, der Broker versteuert laut Jahresmeldung und es kommt zu einer Doppelbesteuerung. Broker Fehler #1 3) Hier müsste doch der… Weiterlesen »

3) hast du falsch zugeordnet, es geht hier um negative Anschaffungswertkorrektur, weil bisher zu wenig Steuer gezahlt wurde. Bei der Jahresmeldung werden bisher gezahlte Steuern gegengerechnet.
4) Ja, der Anschaffungswert sollte erhöht werden steuerlich gesehen, womit man mehr Gewinn hätte und mehr Steuern zahlen müsste, der Broker liegt hier also zu Gunst des Kunden falsch, dafür wird dank fehlender Ausschüttungsmeldungen doppelt besteuert. Kuddelmuddel heißt also in diesem Fall, dass der Broker evtl. sowohl zu wenig als auch zu viel Kest abführt, je nach Qualität der Meldung und ob sie negative Anschaffungswertkorrekturen machen.

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