Beachte: Veranlagungen in Finanzinstrumenten sind mit Risiken verbunden und können neben den Erträgen auch zum Verlust des eingesetzten Kapitals führen.

Cost Average Effekt (Durchschnittskosteneffekt) – Mythos, Kritik & der Nachteil

Cost Average Effekt (Durchschnittskosteneffekt) – Mythos, Kritik & der Nachteil

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Cost Average Effekt ist grundsätzlich keine überlegene Strategie bzw. vorteilhaft für den Kunden
  • Unter der Annahme, dass es langfristig nach oben geht, ist die kontinuierliche Investition laut Studien unterlegen im Vergleich zur Einmal-Investition
  • Bestenfalls ein psychologischer Nutzen, wenn nicht sofort alles investiert wird
  • Beim Vermögensaufbau automatisch Cost Average Effekt, da wenig bzw. kein Kapital zur Verfügung steht

In diesem Ratgeber

Was ist der Cost Average Effekt?

Der Cost Average Effect, zu Deutsch der „Durchschnittskostenefekt“, ist ein Effekt der angeblich bei der regelmäßigen Anlage in zuvor festgelegten Wertpapiere mit gleichbleibenden Beträgen entsteht. Da bei jeder Kaufausführung ein anderer Kurs zustande kommt und eine unterschiedliche hohe Anzahl an Anteilen gekauft wird, kommt es so zu Durchschnittkosten für die gekauften Wertpapiere. Der Effekt behauptet, dass diese Durchschnittskosten besonders vorteilhaft sein sollen für den Käufer.

Beispiel: Zu jedem Monatsbeginn werden im Wert von 100 Euro Anteile eines bestimmten Wertpapieres gekauft. Durch den fixen Betrag von 100 Euro werden je nach Kurs des Wertpapieres jedes Mal eine unterschiedliche Anzahl an Anteilen des Wertpapieres gekauft. Es kommt hier auch zu einem Bruchstückkauf.

Beispiel für Cost Average Effekt
Bei einer monatlichen Sparrate von 100 € werden Monat für Monat Anteile eines Wertpapiers zum jeweils aktuellen Kurs gekauft. Zum 1.3.2019 ist der Kurs in diesem Beispiel bei 92 € und so kann mit der Sparrate von 100 € insgesamt 1,087 Anteile des Wertpapiers gekauft werden. Zum 1.8.2019 werden in diesem Beispiel durch den aktuellen Kurs von 114 € dann bei der 100 € Sparrate nur 0,877 Anteile in diesem Rechenbeispiel für den Cost Average Effekt gekauft.

Video

In diesem Video wird der Mythos des Cost Average Effekts aufgeklärt. Es ist für Banken natürlich eine super Beruhigungspille für neue Investoren, dass nach und nach investiert wird und nicht alles auf eine Karte gesetzt wird.

Im Vermögensaufbau selbst, gibt es sowieso keine andere Chance als nach und nach zu investieren. So passiert der Cost Average Effekt automatisch. Ebenso hilft der Cost Average der lieben eigenen Psyche. Denn wer setzt gerne alles auf eine Karte und investiert sein gesamtes Vermögen jetzt und muss vielleicht mitansehen, dass es einen Monat später nach unten geht?

Gerne wird der Cost Average Effekt in der Werbung für Wertpapier Sparpläne verwendet, teilweise auch mit Aussagen die nichts mit dem Cost Average Effekt zu tun haben. Ist die mittlere Anlage einer Rendite positiv, so ist die Einmalanlage stets vorteilhafter als die Anlage über einen Sparplan.

Die ING erzählt unter https://www.ing.at/news/regeln-der-geldanlage [19.9.2019], dass es dank des Cost-Average-Effekts es einen günstigeren Durchschnittspreis gibt als bei einem einzelnen Kauf. Fundiert ist so eine Aussage nicht und darf als Marketingmitteilung abgetan werden.

Kritik

Der Cost Average Effekt wird sehr gerne im Verkaufsgespräch bzw. beim Anbieter des Sparplans ins Treffen geführt. Er ist doch so toll und nimmt ein Risiko heraus, dann einzusteigen, wenn die Kurse viel zu hoch sind. Der Cost Average Effekt soll nämlich ein Effekt sein, der durch das regelmäßige Investment gleichbleibender Sparraten in Wertpapiere geschieht. Die Kursschwankungen der Wertpapiere zu den unterschiedlichen Ausführungszeitpunkten führt nämlich dazu, dass der Anleger im Schnitt die Anteile bei gleichbleibenden Sparraten günstiger erhält, als wenn regelmäßig zu unterschiedlich hohen Kursen eine gleich bleibende Menge von Anteilen kauft. So die Theorie.

Die Praxis, bzw. die Kritik am Cost Average Effekt ist die, dass verschiedenste Studien keinen Vorteil des Cost Average Investors im Vergleich zum Vollinvestor sehen. Die Studienautoren entlarven den Cost Average als reines Verkaufsargument, welches auf ängstliche Anleger abzielt, die Angst davor haben dann ihr Geld voll zu investieren, wenn die Kurse hoch sind und danach ein Crash erfolgt. Mit dem Cost Average Effekt werden so die Gelder nach und nach investiert und der Kunde freut sich einen Haxen, wenn er noch nicht voll investiert ist und der Crash da ist. Gleichzeitig hat der Kunde vermutlich auch viel Geld liegen gelassen bei der Aufwärtsrallye. Der Cost Average Effekt kann für jene Kunden dennoch sinnvoll sein, wenn einem Risikominderung wichtig ist.

In einer wissenschaftlichen Untersuchung der TU Chemnitz kommen das Forschungsteam B. Hofmann , M. Richter, F. Thießen und R. Wunderlich im Jahr 2002 zu folgender Feststellung auf der Seite 33:

„In der Konsequenz ergibt sich, daß eine auf den risikoneutralen Investor zielende Werbung nicht mit dem Cost Average Effekt argumentieren darf, für diesen ist die Einmalanlage die dominierende Strategie, während eine an den typischen risikoaversen Investor der Realität gerichtete Werbung darauf hinweisen muß, daß bei Cost Average basierten Strategien
(i) Risikominderung mit Ertragsverzicht erkauft werden muß, und
(ii) sehr kurze Sparperioden mit fast keinen zusätzlichen risikosenkenden Effekten verbunden sind.

Ein Hinweis auf die Kostenkonsequenzen häufiger kleiner Einzahlungen ist unerläßlich. Wenn mit konkreten Investitionsfrequenzen geworben wird – z.B. für monatliche Sparpläne – muß gezeigt werden, relativ zu welchen alternativen Investitionsfrequenzen die monatliche Sparweise optimal sein soll.“ 

,Andere wissenschaftlichen Untersuchungen sehen es ein wenig differenzierter, sehen aber auch keine allzu großen Vorteile abseits der Risikominimierung bei einem Sparplan. Thomas Langer und Niels Nauhauser von der Uni Münster sehen keinen Vorteil per se im Cost Average Effekt, bringen aber als Vorteil dass ein Sparplan für manche Anleger äußerst sinnvoll sein kann, da er bei Abschwächung von Selbstdisziplinproblemen helfen kann. Weil der Sparplan auch noch so einfach gestaltet ist, passt er gut in das Behavioral Finance Konzept.

Kritik

In einem Beispiel mit dem MSCI World Index werden 2 verschiedene Anlage-Strategien gegeneinander getestet. Die eine Investstrategie mit dem angebliche Cost Average Effekt, die Investition eines festen Betrags vs. der regelmäßige Kauf einer fixen Anzahl an Anteilen zum jeweils aktuellen Kurs.

Die Entwicklung des MSCI World Index von 01/2010 bis 9/2019, also fast 10 Jahre.
  • 117 Ausführungen, jeweils zu Monatsbeginn
  • Investiert in MSCI World
  • 2 Strategien
    • Fixer Betrag
    • Fixe Anteile
  • Start mit 0,084076712 Anteile

Mit September 2019 war das Ergebnis dann folgendes:

  • Fixer Betrag Strategie: ~7,50 Anteile
  • Fixe Anteile Strategie: ~ 9,84 Anteile
  • Wie viel wurde investiert? –> Investsumme
  • Wie hoch ist der Tageswert 17.9.19
  • Wie hoch ist das Delta zwischen Investsumme und Tageswert?

Die Antworten auf die Fragen lauteten wie folgt:

Bei der Strategie mit dem Cost Average Effekt wurde in diesem Beispiel 11.700 Euro investiert und der Tageswert zum 17.9.2019 war dann 16.523 Euro. Hingegen bei der Strategie der fixen Anteile wurden insgesamt über den Beispielszeitraum satte 15.996 Euro investiert. Der Tageswert für die 9,84 Anteile am MSCI World über die fast 10 Jahre waren dann 21.659 Euro wert.

Wer also auf die Strategie der fixen Anteile gesetzt hätte, der hätte mehr zum 17.9.2019 gehabt. Nämlich um ca. 800 Euro mehr. Eine höhere Investsumme und ein höherer Tageswert der gekauften Anteile ist das Ergebnis. Dieses Ergebnis des Beispiels deckt sich auch mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen, dass der Cost Average Effekt im Regelfall keine vorteilhafte Anlagestrategie ist. Einzig das Thema aus dem psychologischen Bereich, nicht alles sofort zu investieren, sondern nach und nach und so unsensibler gegenüber Kursrückgängen zu werden, das spricht dafür.

Andreas von Broker-Test.at
Andreas ist Gründer und der Kopf hinter Broker-Test.at – er ist begeisterter Privatanleger, 1998 begann alles mit einem 20.000 Schilling Investment in die damalige Aktie des ehemals staatlichen Konzerns, der VA Tech (heute Primetals). Seit 2014 wird mit dieser Seite versucht mehr Transparenz für Interessierte und Anleger zu schaffen. 👉🏽 Mehr über mich und die Geschichte zu Broker-Test.at gibt es hier zum Nachlesen. 👉🏽 Zum Newsletter von Broker-Test.at kann hier die E-Mail Adresse eingetragen werden.
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1 Kommentar
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Hallo Andreas, eigentlich hätte ich den Vergleich von Sparplänen mit fixem Betrag und fixen Anteilen als Plädoyer für den fixen Betrag gelesen, denn das höhere Delta bei den fixen Anteilen erkauft man sich mit einem erheblich höheren investiertem Betrag, das zeigt auch das Delta in %. Bei gleichem investiertem Betrag zeigt sich wohl, dass der Cost Average Effekt keine Mär ist (ich war allerdings zu faul, mir wissenschaftliche Artikel dazu anzusehen, vor einigen Jahrzehnten wurde dieser Effekt allerdings noch Teil des an der HAK vermittelten Wissens). Durch die Kursschwankungen können auch die monatlichen Investments beim fixen Anteil stark schwanken und… Weiterlesen »

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