Wie behauptet man sich gegen die Neobroker mit ihrem eingeschränkten Low-Cost Angebot? Man bietet mehr Service und Dienstleistung an und argumentiert so höhere Preise. Der neue Versuch der deutschen ING ist ein Musterbeispiel wie eine Differenzierung funktionieren kann um ein Alleinstellungsmerkmal zu erhalten.
Seit dem 1. Juli 2025 profitieren Kundinnen und Kunden der deutschen ING mit Direkt-Depot vom neuen Investing-Programm. Die Teilnahme ist automatisch und kostenlos – Voraussetzung ist lediglich ein aktives Direkt-Depot bei der ING.
Vier Stufen, steigende Vorteile mit Zugang zu Parqet und Börsenmagazin
Das Programm basiert auf vier Leveln, die sich nach der Anzahl der getätigten Wertpapierkäufe und -verkäufe innerhalb von drei Monaten richten:
Level | ab … Trades / Quartal | Vorteile u.a. |
---|---|---|
Basis | 0 | Standardleistungen |
Silber | 6 | Reduzierte Auslandskosten, Parqet Plus, Webinare |
Gold | 13 | Kostenlose Trades, Parqet Investor |
Platin | 25 | Keine Auslandsgebühren, Börsenmagazin und Parqet Investor |
Sparpläne zählen dabei nicht – nur aktive Käufe und Verkäufe werden berücksichtigt.
Vorteile im Überblick
- Günstiger oder kostenlos handeln: Bis zu drei Trades pro Quartal ohne Ordergebühr (ab Gold-Level), Handelsplatzgebühren an Auslandsbörsen reduziert oder entfallen (Platin).
- Besser informiert: Zugang zu Premium-Webinaren, Börsenmagazinen und erweiterter Kundeninformation.
- Portfolio im Blick: Ab Silber kostenloser Zugang zu „Parqet Premium“, einem professionellen Portfolio-Tracker.
Was ist die Strategie dahinter?
Das neue Investing-Programm der ING ist weniger ein Angriff auf Neobroker, sondern ein kluger Weg, um bestehende Depotkund:innen stärker an die Bank zu binden. Statt wie Trade Republic oder Scalable Capital pauschal kostenlose Trades anzubieten, setzt die ING auf ein Stufenmodell: Wer regelmäßig handelt, erhält Vorteile wie reduzierte Gebühren, kostenlose Orders oder Premium-Zugänge zu Tools wie Parqet.
Der Unterschied liegt im Ansatz: Neobroker werben mit Tiefstpreisen für alle, die ING belohnt gezielt aktive Nutzer – ohne das eigene Gebührenmodell aufzugeben. Damit spricht sie eher langfristige Anleger an, die Service, Informationen und Verlässlichkeit schätzen, statt allein auf den günstigsten Preis zu achten. Das Programm ist also weniger ein Preiskampf, sondern eine strategische Antwort auf die wachsenden Erwartungen im Wertpapiergeschäft.
Was passiert in Österreich?
Österreichische Broker haben noch nicht auf die Neobroker Konkurrenz reagiert. Weder im Angebot, noch bei den Preisen. Sie machen weiter wie bisher. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die österreichischen Broker die Konkurrenz aus dem Ausland noch nicht so spüren, speziell bei jenen die viel handeln bzw. größere Vermögen verwalten bleiben ihren Bestandsbrokern treu.
Noch hat Trade Republic als steuereinfacher Neobroker in Österreich Luft nach oben. Andere steuereinfache Konkurrenten stehen bislang nicht bereit. Doch das könnte sich bald ändern: Sollten Scalable Capital oder Smartbroker+ in den Markt einsteigen, dürfte das den Wettbewerb deutlich verschärfen – und etablierte Anbieter unter Zugzwang setzen, ihre Bestandskundschaften mit neuen Angeboten bei der Stange zu halten.