Beachte: Veranlagungen in Finanzinstrumenten sind mit Risiken verbunden und können neben den Erträgen auch zum Verlust des eingesetzten Kapitals führen.

Einlagensicherung Trade Republic: 100.000 Euro für alle Kunden?

Update am 19.1.2023: Dieser Beitrag wurde erstmals am 3.12.2021 veröffentlicht. Mit der Einführung der Verzinsung des Guthabens wurde intensiv mit Trade Republic darüber diskutiert, ob denn die Einlagensicherung je Kunde besteht oder doch nur für den Kunden Trade Republic. Trade Republic versicherte, dass es ganz sicher der Fall sei, dass die Einlagensicherung je Trade Republic Kunde über 100.000 Euro besteht. Der Beitrag wurde mit 3.1.2023 offline genommen. Nachdem Trade Republic jedoch selbst Mitte Jänner 2023 ein Statement einer der 3 Partnerbanken veröffentlich hat, wird auch dieser Beitrag wieder veröffentlicht, aktualisiert.

Das Statement von Trade Republic auf deren Startseite über die Sicherheit des Sammelkontos bei der Citibank

Trade Republic ist der führende Neobroker in Deutschland und sorgt auch in Österreich für Furore. Gerade junge Menschen setzen auf diesen einfachen und verständlichen Zugang zum Kapitalmarkt. Der Broker hat Expertise darin, das Traden möglichst einfach zu gestalten, ohne Hindernisse. Er kümmert sich um eine einfache, verständliche Smartphone App und seit kurzem auch mit einer eigenen Browser Version zum Traden. Im Hintergrund wird die Depotführung an die HSBC Bank ausgelagert und das Verrechnungskonto an die Solarisbank, Deutsche Bank, Citigroup Europe oder J.P. Morgan SE.

Trade Republic hat im Unterschied zu einer DADAT Bank oder Flatex also gar nicht die Depotführung oder das Führen des Verrechnungskontos inne. Am Verrechnungskonto liegt das nicht investierte Guthaben. Soweit, so gut. Diese Information lässt auch Trade Republic wissen:

Wir betreiben kein Einlagengeschäft. Das bedeutet u.a., dass wir Deine Gelder nicht selbst halten dürfen. Deshalb ist es für Dich als unseren Kunden am besten, wenn Dein Geld auf einem Sammelkonto liegt – da z.B. für Einzelkonten höhere Verwaltungskosten anfallen würden.

So Trade Republic in den FAQs

Beim Verrechnungskonto sollte jedoch näher hingeschaut werden, denn wie steht es hier denn um die Einlagensicherung?

Pleite von Trade Republic

Eine Pleite von Trade Republic sollte kein großes Problem sein für die Kunden, denn die Depots liegen bei der Partnerbank HSBC und das Cash liegt auf einem Sammelkonto bei einer der vier Banken (Stand 19.1.2023).

Trade Republic: Geld der Anleger bis zu 100.000 Euro abgesichert.

In den FAQs von Trade Republic findet sich der folgende Hinweis zur Sicherheit und zur Einlagensicherung.

Die Banken unterstehen den jeweils zuständigen Aufsichtsbehörden, wie zum Beispiel der Deutschen Bundesbank und der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht). Selbstverständlich werden alle Kundengelder getrennt vom Vermögen der Trade Republic aufbewahrt. Die gesetzliche Einlagensicherung beträgt bis zu 100.000 Euro pro Anleger.

So Trade Republic in den FAQs

100.000 Euro pro Anleger sind also gesichert. Nun ja, das stimmt auch, doch wer ist nun der Anleger? Hier die Details:

Trade Republic Sammelkonto bei Solarisbank, Deutsche Bank, Citibank und J.P Morgan

Die Kundengelder liegen auf einem Sammelkonto auf den Namen von Trade Republic bei einer der 4 Banken.

  • Solarisbank
  • Deutsche Bank
  • Citi Bank
  • J.P. Morgan

Der Kunde selbst hat keine Möglichkeit mitzureden, bei welcher der vier Banken sein Geld liegt. Auch kann die Bank jederzeit geändert werden. Mitsprache? Der Kunde hat diese nicht.

Warum landen die Kundengelder bei Partnerbanken auf einem Treuhandkonto? Damit ist sichergestellt, dass das Kundenvermögen vom Vermögen von Trade Republic getrennt ist. Im Fall einer Insolvenz von Trade Republic, kann daher nicht auf die Kundengelder zugegriffen werden. Das ist eine gesetzliche Notwendigkeit.

Die Solarisbank AG, Deutsche Bank als auch die J.P. Morgan ist Teil der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken GmbH (EdB) und damit sind die Einlagen (Sicht-, Termin- und Spareinlagen sowie auf den Namen lautende Sparbriefe) bis 100.000 € je Einleger abgesichert sind. Eine darüber hinaus gehende Absicherung existiert nicht. Bei der Citibank Europe plc. ist es über das Deposit Guarantee Scheme (DGS).

Besonders ist bei der Konstruktion von Trade Republic und den Partnerbanken aber, dass es sich um ein Treuhand Sammelkonto handelt. Dabei findet sich keine Bestätigung, ob es sich nun um ein offenes Treuhand Sammelkonto handelt, welches im Konto-Wortlaut aufzeigt, wem das Geld gehört. Dies ist aber notwendig, damit die Einlagensicherung auch tatsächlich je Kunde wirkt. Wenn dies nicht der Fall ist, dann liegt die Einlagensicherung bei 100.000 Euro für den Inhaber des Kontos. Das ist Trade Republic.

In einer Anfrage im Herbst 2021 wurde dies auch so vom Support von Trade Republic bestätigt, Ende Dezember 2022 bzw. Anfang Jänner 2023 wurde dies von Trade Republic aber verneint. Die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken GmbH machte mich im Herbst 2021 darauf aufmerksam, worauf es bei einem Treuhand Konto ankommt (“es muss sich um ein offenes Treuhandkonto handeln und in der Kontobezeichnung das Treuhandverhältnis und der Treugeber eindeutig gekennzeichnet sein”). Im Fall einer Pleite der Partnerbank ist dann vermutlich anzunehmen, dass bei einem nicht offenen Treuhand Sammelkonto nur 100.000 Euro abgesichert sind für alle Kunden.

Die letzte Anpassung auf der Startseite von Trade Republic, die Stellungnahme der Partnerbank Citibank, ist ein weiteres Indiz dafür, dass es nicht fix geklärt ist, ob die Einlagensicherung je Trade Republic Kunde gilt, bei einer Pleite einer der vier Partnerbanken.

Das Statement von Trade Republic auf deren Startseite über die Sicherheit des Sammelkontos bei der Citibank

Auf der Website Basicthinking.de hat Rechtsanwalt Carsten Lexa dazu genauer geschrieben:

“Wenn man es genau betrachtet, trägt der Kunde damit das Insolvenzrisiko der Solarisbank, das sich dann realisiert, wenn Trade Republic in der Insolvenz der Solarisbank den Anspruch auf Auszahlung des Kundenguthabens weder gegenüber der Einlagensicherung der Solarisbank noch gegenüber deren Insolvenzverwalter realisieren kann.”

RA Carsten Lexa über die Kundenguthaben und dem Insolvenzrisiko der Solarisbank

Einschränkung der Haftung in der Kundenvereinbarung

Auch Trade Republic sichert sich gegenüber ihren Kunden ab, dass im Fall einer Pleite und Nichteinbringung über die Einlagensicherung, sicherlich nicht Trade Republic dafür haftet, so findet es sich in der akzeptierten Kundenvereinbarung:

“Auf Grund des Treuhandauftrags ist Trade Republic lediglich gehalten, dasjenige Kundenguthaben herauszugeben, das Trade Republic selbst auf Grund des Kontovertrages mit der kontoführenden Bank herausverlangen kann. Der Kunde trägt damit im Ergebnis das Insolvenzrisiko der das Treuhandsammelkonto führenden Treuhandbank, soweit Trade Republic in der Insolvenz der Treuhandbank den Anspruch auf Auszahlung des Kundenguthabens weder gegenüber der Einlagensicherung der Treuhandbank noch gegenüber dem Insolvenzverwalter der Treuhandbank im Rahmen des Insolvenzverfahrens realisieren kann.”

So Trade Republic im Punkt 3.4. “Einzahlung von Guthaben auf Treuhandsammelkonto; Verrechnungskonto; Maßnahmen zum Schutz der Kundengelder” über das Risiko für den Kunden im Fall einer Insolvenz einer Partnerbank

Warum hat Trade Republic keine Einzelkonten sondern Sammelkonten?

Der Grund liegt laut Eigenangaben von Trade Republic, dass es an den Kosten scheitert. Für Einzelkonten fallen höhere Verwaltungskosten bei den Banken an und daher hat sich Trade Republic dafür entschieden ein Sammelkonto zu verwenden.

Andere Mitbewerber wie Flatex, Scalable Capital oder die DADAT Bank haben natürlich Einzelkonten und deren Konten sind je Kunde bis zu 100.000 Euro abgesichert über die jeweilige Einlagensicherung.

Wie wahrscheinlich ist die Pleite einer Bank?

Die Pleite einer Bank ist sehr selten, es ist ein Ausnahmefall. Kommt es nie vor? Nein, nie auch nicht. Hier ein paar Beispiele:

  • Autobank 2021
  • Commerzialbank 2020
  • Anglo Austrian Bank (Meinl Bank) 2020

Auch in Deutschland gab es in letzter Zeit Einlagensicherungsfälle.

  • Greensill Capital Bank (2021)

Fazit

Gilt nun die Einlagensicherung von bis zu 100.000 Euro je Kunde für das Sammelkonto bei Trade Republic? Es ist ungewiss. Trade Republic behauptet dies, schränkt aber gleichzeitig auf der Startseite und auch in den Bedindungen ein. Es gilt das Kleingedruckte zu lesen und hoffen, dass niemals der Fall eintritt, dass eine der Partnerbanken pleite geht, um es in der Realität herauszufinden.

Am Ende liegt es am Trade Republic Kunden selbst. Vertraut der Kunde der jeweiligen Partnerbank oder nicht? Die Pleite einer Bank ist selten, ausgeschlossen kann sie aber nie werden wie die Vergangenheit zeigt (Greensill Bank, Autobank, Commerzialbank …).

Trade Republic könnte all die Diskussion einfach abschaffen. Einrichtung von Einzelkonten und weg vom Sammelkonto, welches mehr Fragen aufwirft, als es gut ist. Niemanden ist mit der aktuellen Lösung geholfen.

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13 Kommentare
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“Eine Pleite von Trade Republic sollte kein großes Problem sein für die Kunden, denn die Depots liegen bei der Partnerbank HSBC und das Cash liegt auf einem Sammelkonto bei einer der vier Banken (Stand 19.1.2023).” Folgende Unklarheiten für mich, bzw. Fragen bei denen ich um Bestätigung bitten würde: 1) Pleite von Trade Republic, der wahrscheinlichste Unglücksfall: Nichts geht verloren. 2) Pleite von HSBC: …auch egal? Die Aktien etc. gehören ja uns und nicht der Bank? Oder geht dann auch was verloren? 3) Pleite von Solarisbank, Deutsche Bank, Citigroup Europe oder J.P. Morgan SE: Wenn unser Geld dort liegt und die… Weiterlesen »

Zuletzt bearbeitet 3 Monate her von A S

Danke für die Antwort.

1) Oh je -besonders tiefes Vertrauen habe ich jetzt nicht in so techbro startups with Trade Republic oder N26.

2) > wenn sie nicht vorhanden sind
Wie geht denn das? Wenn bei der sterbenden Bank wer ganz übelst beschissen/gelogen/veruntreut hat? 20.000 ist ja echt nicht viel…

Was die BaFin dazu sagt: Gelder auf Treuhandsammelkonten werden nicht anders behandelt als Gelder auf Einzelkonten, das heißt jeder einzelne Einleger, der Gelder auf einem Treuhandsammelkonto einzahlt, ist bis zu einem Betrag von 100.000 Euro abgesichert.

https://www.bafin.de/DE/Verbraucher/Sicherungssysteme/Einlagensicherung/einlagensicherung_node.html#:~:text=Wie%20werden%20Gelder%20auf%20Treuhandsammelkonten,Betrag%20von%20100.000%20Euro%20abgesichert.

Bei der HSBC Bank lauten die Einlagen/Aktien dann aber schon auf den Namen jedes einzelnen Anlegers?
Und im Fall des Falles würde die Anlegerentschädigung von max. 20.000€ pro Anleger zu tragen kommen, oder?

Hallo Andreas, also ich habe dass so verstanden: Die Einzahlungen bei Trade Republic bzw. alles was am Verrechnungskonto liegt werden bei der Solarisbank geparkt. Dort gilt die Einlagensicherung, aber eben für das Sammelkonto. Die Wertpapiere (Aktien, ETF,…) werden über die Depotbank HSBC Deutschland in den entsprechenden Lagerstellen im In- und Ausland gelagert… (steht so bei den Trade Republic FAQs). Um mich gegen eine Pleite von Trade Republic bzw. der Solarisbank abzusichern lasse ich einfach wenig Guthaben auf meinem Verrechnungskonto. Jetzt ist meine Frage: wie sicher sind meine Aktien die ich im Trade Republic Depot liegen habe? Die in Wirklichkeit ja… Weiterlesen »

Danke dir, ist jetzt klarer für mich!

Das mit den Namensaktien war ein Missverständnis 😉

Ich verstehe nicht ganz, warum du meinst, dass all Kunden gemeinsam nur 100.000 EUR Einlagensicherung hätten. Aus dem Text von deren Website geht doch klar heraus: “Du erhältst mit der Eröffnung Deines Trade Republic Kontos ein virtuelles Verrechnungskonto mit eigener IBAN, die zur Abwicklung der Handelsgeschäfte dient. Dieses Konto ist gesetzlich bis zu 100.000 Euro pro Anleger gesichert.” Ich habe da auch ein eigenes Konto mit eigener IBAN und meinen Namen als Kontoinhaber. Und du meinst, das ist dann trotzdem nicht gedeckt? “Dieses Konto” und “pro Anleger” … das wäre ja dann fast schon Betrug, wenn Trade Republic das so… Weiterlesen »

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