Seit Juli 2024 gilt in der EU das neue Krypto-Regelwerk MiCA („Markets in Crypto-Assets“) und die heimische FMA hat bereits zwei Unternehmen mit der begehrten „CASP“ Lizenz ausgestattet . Es bringt mehr Schutz, klare Regeln und Aufsicht für viele Anbieter von Krypto-Dienstleistungen – etwa für Handelsplattformen, Verwahrer oder Krypto-Broker. Doch genau jetzt warnt die europäische Finanzaufsicht ESMA vor einem gefährlichen Missverständnis: Nicht alles, was auf regulierten Plattformen angeboten wird, ist auch wirklich durch MiCA reguliert.
Reguliert und unreguliert auf derselben Plattform? Das sorgt für Verwirrung
Viele Krypto-Anbieter – sogenannte CASPs (Crypto-Asset Service Providers) – bieten über dieselbe Plattform sowohl regulierte als auch unregulierte Produkte an. Für Nutzerinnen und Nutzer ist das oft nicht erkennbar. Denn auf der Webseite steht vielleicht „MiCA-lizenziert“ – aber das heißt nicht automatisch, dass jedes einzelne Angebot darunterfällt.
Die Folge: Viele Kundinnen und Kunden wiegen sich in falscher Sicherheit. Sie glauben, ihr Investment fällt auch unter die MiCA Lizenz, tut es aber nicht.
Achtung: Auch wenn das Produkt selbst unter die MiCA Lizenz fällt, ist es noch immer mit den Produktrisiken ausgestattet. Diese können immens sein. Bis zu einem Totalverlust des investierten Geldes kann es kommen. Daher immer gut überlegen, in was investiert wird und in welcher Höhe.
Warum das problematisch ist
Die ESMA warnt in seiner aktuellen Aussendung davor: Unregulierte Krypto-Produkte bieten keinen MiCA-Schutz. Das heißt konkret:
- Kein geregelter Umgang mit Interessenskonflikten
- Keine verpflichtende Trennung von Kunden- und Unternehmensvermögen
- Keine Kontrolle durch Aufsichtsbehörden
- Kein Beschwerdemechanismus nach EU-Standard
Trotzdem entsteht durch das „MiCA-Label“ ein Vertrauensbonus, der auch auf unregulierte Produkte abfärbt. Und manche Anbieter könnten diesen Effekt sogar gezielt für Marketingzwecke nutzen. Ein Schelm, der hier Böses denkt.
Was Anbieter jetzt tun müssen – laut ESMA
Die ESMA hat eine klare Botschaft an alle Krypto-Dienstleister:
Schluss mit der Verwirrung! Wer regulierte und unregulierte Produkte anbietet, muss das für die Kundinnen und Kunden glasklar kennzeichnen.
Dazu gehören unter anderem folgende Maßnahmen:
- Klare Hinweise in Werbung, Website und Vertragsunterlagen, ob ein Produkt reguliert ist oder nicht
- Getrennte Bereiche auf der Webseite für regulierte und unregulierte Angebote
- Deutlicher Warnhinweis (z. B. Pop-up mit Bestätigung) vor dem Kauf eines unregulierten Produkts
- Keine Werbung mit der MiCA-Lizenz für unregulierte Produkte
Was du als Nutzer tun solltest
Auch wenn du auf einer MiCA-lizenzierten Plattform bist: Prüfe genau, ob ein konkretes Angebot wirklich unter MiCA fällt.
Ein paar Fragen helfen dabei:
- Wird offen kommuniziert, ob das Produkt reguliert ist?
- Gibt es klare Hinweise zur Risikoeinstufung?
- Ist der Anbieter auch bei einer nationalen Aufsicht (z. B. FMA, BaFin) registriert?
- Gibt es klare AGB und ein Impressum mit rechtlichen Angaben?
Wenn du Zweifel hast: Lieber Finger weg oder unabhängigen Rat einholen.
Welche Unternehmen haben in Österreich bereits eine MiCA Lizenz?
In Österreich sind es bislang zwei Unternehmungen die sich für die begehrte MiCA Lizenz qualifiziert haben. Das ist Bitpanda und Bybit zum Stand 15.7.2025. Diese Informationen können auf der Website der FMA tagesaktuell angesehen werden:
Fazit
MiCA bringt mehr Sicherheit und Ordnung in die Krypto-Welt – aber nicht jedes Angebot auf einer Plattform mit Lizenz ist automatisch reguliert.
Die ESMA fordert zu Recht mehr Klarheit und Ehrlichkeit von den Anbietern. Und auch Nutzerinnen und Nutzer sollten genau hinsehen – bevor sie Geld investieren.