Anfang Mai wurde hier bereits darüber berichtet, dass Robinhood nach seinem Start von Kryptowährungen nun auch mit Aktien- und ETFs starten möchte. Irgendwas mit Token wurde hier auch noch dazu gesagt. Nähere Informationen fehlten jedoch. Schon damals wurde gemutmasst, dass es sich um Derivate handeln könnte und jetzt ist die Katze aus dem Sack. Ab sofort ist der Handel mit Aktien- und ETF-Token bei Robinhood in Europa möglich – aber das bedeutet ein großes Achtung für uns hier in Österreich! Die unverbrieften Derivate unterliegen der Tarifbesteuerung und nicht dem besonderen Steuersatz von 27,5 % und zusätzlich gibt es das Emittentenrisiko.
Zugang zum US-Markt ab 1 Euro
Robinhood bietet damit europäischen Nutzern eine neue Möglichkeit, mit geringem Kapitaleinsatz am US-Aktienmarkt teilzuhaben. Der Handel ist bereits ab einem Betrag von 1 Euro möglich. Im Angebot befinden sich über 200 Aktien- und ETF-Derivate, darunter bekannte Titel wie Apple, NVIDIA oder der Vanguard S&P 500 ETF.
Rund-um-die-Uhr-Handel ohne Ordergebühren
Ein zentrales Verkaufsargument ist die Gebührenstruktur: Robinhood erhebt keine Orderprovisionen oder versteckten Spreads. Lediglich eine geringe Fremdwährungsgebühr von 0,1 % fällt beim Umtausch von Euro in US-Dollar an. Der Handel mit den Token ist 24 Stunden am Tag, an fünf Tagen pro Woche möglich – von Montag bis Freitag.
Was sind Stock- und ETF-Token?
Bei den angebotenen Derivaten handelt es sich um sogenannte Stock- und ETF-Token und zählen in Österreich zu unverbrieften Derivaten. Robinhood erläutert auf deren Website, dass diese auf der Blockchain abgebildet werden und spiegeln die Preisentwicklung realer US-Wertpapiere wider. Ein direkter Besitz an der zugrunde liegenden Aktie besteht nicht – es handelt sich um eine synthetische Replikation. Die zugrundeliegenden Vermögenswerte werden laut Robinhood von einer lizenzierten US-Institution verwahrt.
Es gibt natürlich auch so einige Nachteile von unverbrieften Derivaten:
- Kein Eigentum am Basiswert: Keine Stimmrechte oder direkte Dividendenansprüche.
- Emittentenrisiko: Bei Insolvenz des Anbieters droht Totalverlust – kein Sondervermögen.
- Außerbörslicher Handel: Geringere Transparenz, Preisabweichungen möglich.
- Nicht übertragbar: Handel nur über die Plattform des Anbieters möglich.
- Steuerliche Behandlung: Besteuerung nach Tarif statt mit dem besonderen Steuersatz
- Keine Einlagensicherung: Kein Schutz durch gesetzliche Sicherungssysteme.
- Kursabweichungen möglich: Preisbildung kann vom Börsenkurs abweichen.
Besteuerung wie bei klassischen Derivaten
Die steuerliche Behandlung der Token ist – wie bei anderen unverbrieften Derivaten – nach Tarif, heißt laut Einkommensteuertabelle und zählt zum Erwerbseinkommen hinzu. Im Unterschied zu Aktien oder ETFs, die dem besonderen Steuersatz unterliegen in der Höhe von 27,5 %. Für die meisten im Erwerbsleben bedeutet das wohl einen steuerlichen Nachteil.
Auch Bitpanda setzt seit Jahren auf unverbriefte Derivate mit Bitpanda Stocks
Bei Bitpanda können Anlegende in sogenannte Bitpanda Stocks investieren – das sind unverbriefte Derivate, die die Kursentwicklung realer Aktien und ETFs abbilden. Technisch gesehen erwirbt man dabei keine echten Aktien, sondern partizipiert lediglich an deren Preisbewegung. Bitpanda verspricht dabei eine 1:1-Abbildung der Kurse und zahlt – bei entsprechender Berechtigung – auch Dividenden anteilig aus. Der Handel ist bereits ab 1 Euro möglich und erfolgt rund um die Uhr, unabhängig von Börsenzeiten. Die zugrundeliegenden Aktien werden laut Bitpanda durch einen Drittanbieter physisch gehalten, jedoch nicht im Namen des Anlegers – somit besteht auch hier ein gewisses Emittentenrisiko.
Screenshots
Hier ein paar Screenshots aus der Robinhood App:



Fazit
Mit dem Start des Aktien- und ETF-Handels über Token bringt Robinhood frischen Wettbewerb in den europäischen Markt – allerdings mit einem Modell, das für Anlegende in Österreich gut verstanden werden muss und wohl nicht wirklich interessant ist. Der klingende Namen Robinhood als Alternative zu Trade Republic, das wäre es, aber die Realität zeigt einen müden Abklatsch der in Österreich wohl nicht großartig punkten wird. Schade.
Denn obwohl der Zugang zum US-Markt ab nur 1 Euro und ohne Ordergebühren verlockend klingt, handelt es sich bei den angebotenen Produkten um unverbriefte Derivate – und die haben es steuerlich wie rechtlich in sich. Neben dem Emittentenrisiko und dem fehlenden Eigentum am Basiswert bedeutet das vor allem: Keine pauschale Endbesteuerung, sondern volle Einkommensteuerpflicht laut Tarif. Wer investieren möchte, sollte daher nicht nur auf die Benutzerfreundlichkeit und die Kostenstruktur achten, sondern auch auf die steuerlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen – denn diese machen den entscheidenden Unterschied.
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