Die Reform der europäischen ELTIF-Verordnung („ELTIF 2.0“) ist seit Jänner 2024 in Kraft und öffnet Privatanlegerinnen und Privatanlegern neue Wege, in Private Equity, Infrastruktur oder andere illiquide Assets zu investieren. Doch trotz der neuen Zugangsmöglichkeiten bleiben die Risiken hoch und die Produkte komplex.
Was hat sich mit ELTIF 2.0 geändert?
Die überarbeitete Verordnung hebt die bisherigen Einstiegshürden für Kleinanleger auf. Die früher gültige Mindestanlagesumme (in der Praxis oft 10.000 Euro) und die Begrenzung auf maximal zehn Prozent des investierbaren Vermögens entfallen. Weiterhin vorgeschrieben ist jedoch eine MiFID-Eignungsprüfung durch Bank oder Berater, um festzustellen, ob ein ELTIF dem Risikoprofil entspricht.
Auch auf Produktebene gibt es Neuerungen: Die Regeln für zulässige Anlagen, Diversifikation und Leverage wurden gelockert, um den Fonds mehr Flexibilität zu geben. Fondsmanager können flexiblere Liquiditätsfenster vorsehen, etwa Rücknahmefenster in bestimmten Intervallen, bleiben aber von Natur aus illiquide.
Kosten von Private Equity Fonds
Die Kosten bei ELTIFs sind generell höher als bei Standardfonds, aus mehreren Gründen:
- Viele Zielanlagen sind illiquide oder semi-illiquide (z. B. Infrastrukturprojekte), was aufwendigere Verwaltung, Bewertung und Reporting erfordert.
 - Regulatorische Vorgaben und Anforderungen (z. B. Risikoberichte, Offenlegung, Liquiditätsmanagement) sind höher.
 - Einstiegskosten und Ausgabeaufschläge sind oft deutlich spürbar.
 
Ein paar typische Kostenbestandteile:
| Kostenart | Mögliche Größenordnungen / Beispiele | 
|---|---|
| Ausgabeaufschlag (Frontend Load) | Meist mehrere Prozent — z. B. ~ 4,8-5 % bei einem aktuellen österreichisch vertriebenen ELTIF. | 
| Laufende Kosten / Verwaltungsgebühren | Zwischen ca. 1,5 % und > 2,5 % p.a. je nach Strategie, Liquidität etc. | 
| Erfolgsgebühren (Performance Fees) | Möglich, aber nicht immer vorhanden; hängt stark vom Fonds auf. Bei manchen Fonds ausdrücklich „nicht berücksichtigt“ in bestimmten Kostenangaben. | 
Chancen und Erwartungen
ELTIFs bieten Privatanlegern erstmals einen regulierten Zugang zu Märkten, die bisher institutionellen Investoren vorbehalten waren: Private Equity, Infrastruktur, Private Debt. Wer an den potenziell höheren Renditen dieser Anlageklassen teilhaben möchte, kann dies nun in einem EU-regulierten Fondsvehikel tun – oft schon ab geringen Beträgen.
Das Manager Magazin titelte im Juli 2025: „Dann können wir auch bald Rentner ins Casino schicken“
Die Schattenseiten: Illiquidität und Cash-Drag
Die Risiken dieser Anlageform bleiben jedoch bestehen. ELTIF-Fonds investieren das zugesagte Kapital typischerweise über mehrere Jahre hinweg in Tranchen. Anlegerinnen und Anleger müssen deshalb liquide Mittel bereithalten, um Kapitalabrufe bedienen zu können. Diese Vorhalte-Liquidität erwirtschaftet meist nur geringe Zinsen und führt zum sogenannten „Cash-Drag“ – die tatsächliche Anlegerrendite liegt häufig 1–2 Prozentpunkte pro Jahr unter der ausgewiesenen internen Rendite (IRR) des Fonds.
Hinzu kommen komplexe Gebührenstrukturen, die Management- und Performancegebühren, sowie in vielen Fällen Setup-Kosten enthalten. Auch die Illiquidität darf nicht unterschätzt werden: Ein Verkauf während der Fondslaufzeit ist oft nur mit Abschlag oder gar nicht möglich.
Gute, weitergehende Informationen findet man auch hier:
- Gerd Kommer: Private Equity – Wunsch und Wirklichkeit
 - Gerd Kommer: Das „Cash-Drag-Problem“ in den Renditen von Private Equity
 - Ben Felix: The Private Equity Pitch
 
Steuerliche Stolpersteine in Österreich
Besonders für Anlegerinnen und Anleger in Österreich ist ein weiterer Punkt entscheidend: Einige der angebotenen ELTIF-Fonds sind derzeit keine Meldefonds. Das bedeutet, dass zum Jahresende eine pauschale Besteuerung auf den gesamten investierten Betrag erfolgt – unabhängig davon, ob der Fonds Gewinne erwirtschaftet hat oder nicht. Da die Anfangsjahre eines Private-Equity-Fonds oft von hohen Anfangsinvestitionen und negativen Cashflows geprägt sind, kann dies zu einer spürbaren steuerlichen Vorbelastung führen, obwohl die Wertentwicklung noch negativ ist.
Fazit und Checkliste
ELTIF 2.0 senkt die Zugangshürden zu Private-Equity-Investments, macht sie aber nicht automatisch zu einem passenden Baustein für jedes Portfolio. Es ist komplex, illiquide und kostspielig. Hohe Renditeausrufungen bedeuten auch, dass das Risiko sehr hoch ist, diese Zielrenditen nicht zu erzielen. Anlegerinnen und Anleger sollten vor einem Investment prüfen:
- Laufzeit, Kapitalabruf-Plan und Rückgabemöglichkeiten
 - Gesamtkostenquote inklusive Performance Fee
 - Steuerstatus des Fonds (Meldefonds oder nicht)
 - Rolle des Investments im Gesamtportfolio – Vergleich mit Alternativen wie Small-Cap- oder Value-ETFs
 - Bereitschaft, das Kapital über viele Jahre gebunden zu lassen, schwer diese Fonds zurückzugeben oder dass Fonds überraschend geschlossen werden.
 
Wer diese Punkte beachtet, kann besser einschätzen, ob ein ELTIF zur eigenen Anlagestrategie passt – und vermeidet unangenehme Überraschungen bei Liquidität und Besteuerung. Für die Banken und Broker ist es eine tolle Gelegenheit Erlöse zu lukrieren.
 
 
								
..man nimmt den Neobanken-Brokern also PFOF weg, und kommt ihnen dafür mit zB. ELTIF 2.0 von anderer Seite wieder entgegen?
ELTIF wäre von der Idee für vermögende Kundschaften und dort als Beimischung. Dass sich diese Anlageklasse nun so nach unten „demokratisiert“ ist bemerkenswert. Die Anlageklasse hat schon seinen Sinn und ist wichtig, aber es gilt halt immer: Wer ist meine Zielgruppe?
Wenn das im Aufklärungs- und Beratungsgespräch erfolgt, so ist es gut. Mit Wischi-Waschi-Fragen die Erlaubnis für diese Art von Investments abzuholen? Wird spannend werden in der Zukunft, falls sich die Erlöse dann doch nicht einstellen.
Auf der Suche nach Erlösströme ist man aber immer kreativ.