Trade Republic geht in die Offensive und will mehr Erlöse, denn mit ETF-Sparplänen ohne Ausführungsgebühr lässt sich nicht viel verdienen. Das soll sich in den nächsten Monaten ändern und so werden nach und nach weitere Produkte hinzugefügt – alles unter der Klammer „Wealth Manager“. Das hat heute am 14. September der CEO Christian Hecker in der ersten Trade Republic Keynote präsentiert. Gestartet wird mit der Klasse „Private Markets“, allgemein bekannter als ELTIF (European Long-Termin Investment Fund). Es wird in den nächsten zwei Monaten noch zwei weitere Assetklassen geben. Eine dieser Assetklassen könnten Edelmetalle sein. Dem Livestream auf Instagram folgten mehr als 3.000 Menschen – die Kommentare zum Video waren voller hoffnungsvoller Erwartungen (z. B. wird ein besserer Support sehnsüchtig erwartet) und endete mit vielen gemischten Gefühlen. Das Resultat der Keynote? Man möchte die Kundschaften zu weiteren Produkten hinführen. Die heiße Kartoffel Kundensupport und verständliche und korrekte Abrechnungen sind anscheinend kein Thema, welches die Berliner aktiver in den Mittelpunkt stellen möchten.
Was ist also das neue Produkt Private Markets? Gemeinsam mit Apollo und EQT können Trade Republic Anlegerinnen und Anleger nun in Private-Equity-Strategien investieren – ab 1 Euro Investsumme geht es los. Damit soll ein Markt geöffnet werden, der bislang institutionellen Investierende und sehr vermögenden Privatpersonen vorbehalten war.
Wachstum und Ambitionen
Die Dimensionen von Trade Republic sind beachtlich, denn die aktuellen Zahlen zeigen, dass der Broker zumindest zahlenmäßig erfolgreich unterwegs ist.
- 10 Millionen Kunden
 - 150 Milliarden Euro verwaltetes Vermögen
 - Zwei Drittel der Nutzerinnen und Nutzer sind neu an der Börse
 

Screenshot aus der Trade Republic Keynote vom 14.9.2025
Mit dem neuen Wealth Manager wirbt CEO Christian Hecker sogar mit „bis zu 12 % Rendite“. In seiner Keynote vom 14. September 2025 vergaß er jedoch hinzuzufügen, auf welchen Zeitraum sich diese Rendite bezieht. Vermutlich meinte er pro Jahr, p.a. Auf jeden Fall ist es lediglich die theoretische Rendite.
Um den Einstieg besonders attraktiv zu machen, gibt es auf alle Einzahlungen der ersten 30 Tage einen Bonus von 1 %. Extra-Gebühren für die Nutzung des Wealth Managers werden laut Trade Republic nicht erhoben – welche Kosten die Fonds selbst haben, bleibt bislang offen.
Die Kosten für Kundinnen und Kunden im Bereich Private Markets sind derzeit noch nicht bekannt. Laut Trade Republic sollen diese Informationen in den kommenden Produktunterlagen veröffentlicht werden. Branchenbeobachter gehen davon aus, dass die Gebühren eher hoch ausfallen könnten, was dem Unternehmen zusätzliche Einnahmen verschaffen würde – vorausgesetzt, die Kundschaften nehmen das neue Angebot an und investieren.
Versuch der Vertrauensbildung durch Influencer-Kampagnen
Statt in den Ausbau des Supports zu investieren, setzt Trade Republic auf ungewöhnliche Maßnahmen, nämlich der Luciano-Masterclass: Der Deutschrapper Patrick „Luciano“ Großmann soll Anlegerinnen und Anleger den Einstieg erleichtern. Ob der Musiker eine finanzwirtschaftliche Ausbildung oder einen höheren Schulabschluss hat, ist nicht öffentlich bekannt. Trade Republic setzt auf Rapkultur statt auf Finanzexperten, wie es z. B. der Mitbewerber Scalable mit Christian Röhl macht.
Chancen und Risiken der neuen Anlageklasse
Die Private-Markets-Produkte bringen Chancen und Risiken:
- Chancen: Beteiligungen an wachstumsstarken, nicht börsennotierten Unternehmen können hohe Renditen bringen.
 - Risiken: Kapitalbindung von 5–10 Jahren, geringe Liquidität, hohe Gebühren (2–3 % plus Erfolgsbeteiligung) und weniger Transparenz als bei ETFs.
 - Einstieg: Bereits ab 1 € möglich – damit theoretisch für alle Kunden zugänglich.
 - Monatliche Verkaufsoptionen: Obwohl Private Markets in der Regel illiquide sind, bietet Trade Republic einen internen Marktplatz für monatliche Verkäufe, was mehr Flexibilität schafft
 
Fokus auf Produkte statt auf Service
Der Schritt passt zur strategischen Linie: Trade Republic setzt auf Produkt- und Provisionsausbau statt auf kostenintensiven Support. Kritik kommt von Kunden, die sich über zunehmende Erreichbarkeitsprobleme und verzögerte oder schwer verständliche Steuerabrechnungen beklagen.
Ein aktueller Bericht von InvestmentWeek beschreibt die Lage als „Service-Desaster“:
- Depotfehler und Buchungsprobleme bleiben oft lange ungelöst.
 - Telefonische Erreichbarkeit gibt es nicht. Auch die Erreichbarkeit über den Chat ist nicht einfach, insbesondere schwierig.
 - Anleger mit fünf- und sechsstelligen Beträgen äußern öffentlich ihren Frust und drohen mit Abwanderung zur Konkurrenz.
 
Einordnung
Mit dem kombinierten Start von Wealth Manager und Private Markets will Trade Republic seine Position als Vollsortimentsanbieter festigen. Für risikobereite Anlegende bietet das neue Angebot attraktive Möglichkeiten.
Doch die Serviceprobleme bleiben ein wachsendes Risiko: Wer langfristig Kapital bindet, will im Problemfall schnell Hilfe erhalten. Fehlende Erreichbarkeit, verzögerte Abrechnungen und mangelnde Transparenz könnten das Vertrauen untergraben – besonders bei einer Kundschaft, die zu zwei Dritteln aus Einsteigern besteht.
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