Bei den deutschen Neobrokern kommt nun der Wettbewerb um ein Kinderdepot. Scalable Capital waren die ersten die es ankündigten, aber erst im Sommer 2025 liefern werden. Trade Republic ist letzte Woche an den Start gegangen, diese Woche geht der dritte Neobroker im Bunde, Finanzen.net Zero an den Start – und dieser Kinderdepot Start wird sogar mit einem monatlichen Bonus von 10 Euro bis Jahresende versüßt – also ein Bonus von 70 Euro. Da kann sich die TER-Rückerstattung auf ausgewählte ETFs bei Trade Republic wohl glatt verstecken.
Wichtig: Nein, ein Kinderdepot ist in Österreich in dieser Ausprägung nicht erlaubt! Mehr dazu am Ende des Beitrags!
Über das Kinderdepot
Das Kinderdepot von finanzen.net ZERO ist ein kostenloses Depot für Kinder, das von den Eltern verwaltet wird. Wer zwischen dem 2. Juni und 30. November 2025 ein Kinderdepot eröffnet und einen ETF-Sparplan mit mindestens 25 Euro pro Monat einrichtet, erhält bis Jahresende monatlich 10 Euro als Geldprämie. Die Prämienzahlung endet spätestens am 31. Dezember 2025. Depot- und Ordergebühren entfallen, es fallen nur marktübliche Spreads und ggf. ein Zuschlag bei Kleinstorders an. Die Depotführung erfolgt über die Baader Bank mit deutscher Einlagensicherung.
Kinderdepots in Österreich: Warum das Thema „Mündelgeld“ für viele Familien zur Hürde wird
In Deutschland ist das Kinderdepot von Finanzen.net Zero sicherlich ein attraktives Modell für Eltern, die frühzeitig in die finanzielle Zukunft ihrer Kinder investieren möchten – etwa durch ETF-Sparpläne. In Österreich hingegen ist die Situation deutlich komplexer. Der Grund dafür liegt in einer speziellen rechtlichen Regelung: dem sogenannten Mündelgeld. Das Thema Mündelgeld ist in Österreich seit dem Allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuch (ABGB) gesetzlich geregelt – also seit dem Jahr 1811. Schon damals wurde darin festgelegt, dass das Vermögen von Minderjährigen besonders geschützt werden muss.
Dieser Begriff beschreibt streng geregelte Vorgaben für die Geldanlage von Minderjährigen. Das Prinzip dahinter: Das Vermögen eines Kindes soll besonders sicher verwahrt werden. Deshalb erlaubt das Gesetz grundsätzlich nur sogenannte „mündelsichere“ Anlagen – darunter fallen klassische Sparbücher, Kapitalsparformen oder ausgewählte Anleihen mit staatlicher Garantie. Risikobehaftete Veranlagungen wie Aktien, ETFs oder Kryptowährungen sind dagegen ausgeschlossen oder benötigen das Okay eines Gerichts, dass dem Vermögen des Kindes nicht geschadet wird.
Ein ETF-Sparplan – wie er bei Trade Republic zentraler Bestandteil des Kinderdepots ist – fällt also nicht unter diese mündelsicheren Anlagen. Für Eltern, die trotzdem in diese Richtung investieren wollen, wird es schnell kompliziert. Denn das österreichische Gesetz (§ 220 ABGB) sieht klare Schutzmechanismen vor: Eltern haften persönlich für Verluste aus riskanten Veranlagungen und benötigen für ein solches Vorhaben nicht nur die Zustimmung beider Obsorgeberechtigter, sondern auch eine gerichtliche Genehmigung vom zuständigen Pflegschaftsgericht. Ein aufwändiger, formaler Prozess, der in der Praxis für viele Familien kaum realistisch umsetzbar ist.
Was also tun? Einige Eltern weichen auf sogenannte Treuhandmodelle aus – etwa indem sie das Depot zunächst auf ihren eigenen Namen führen und das Vermögen später offiziell dem Kind schenken. Auch Angebote wie jene der Erste Bank, die spezielle Kinderkonten mit eingeschränkten Investitionsmöglichkeiten bieten, sind eine Option. Allerdings sind diese Lösungen oft mit Einschränkungen verbunden, sei es in steuerlicher Hinsicht oder bei der späteren rechtlichen Übertragung des Vermögens.
Der Vorteil in Österreich im Vergleich zu Deutschland: Schenkungen sind in Österreich seit 2008 steuerfrei, einzig eine Schenkungsmeldung ist gegebenenfalls zu machen.
Für Anbieter wie Finanzen.net Zero, Scalable Capital oder Trade Republic bedeutet all das: Ohne grundlegende Anpassungen an die österreichische Rechtslage – etwa durch die Gestaltung als klassisches Erwachsenen-Depot mit späterer Schenkung – ist das Kinderdepot-Modell in seiner aktuellen Form hierzulande nicht direkt umsetzbar.
Wer sich genauer mit dem Thema Kinderdepot und den rechtlichen Rahmenbedingungen rund ums Mündelgeld in Österreich beschäftigen möchte, findet im ausführlichen Beitrag weiterführende Informationen und praktische Tipps.
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