Beachte: Veranlagungen in Finanzinstrumenten sind mit Risiken verbunden und können neben den Erträgen auch zum Verlust des eingesetzten Kapitals führen.

BaFin greift bei Turbo-Zertifikaten durch, weil 74 % aller Privaten damit durchschnittlich über 6.000 € verloren!

Es gibt in Deutschland eine Produktintervention, nachdem durch eine Studie klar wurde, hier gehen Milliarden an Euro an Privatvermögen verloren, mit Turbo-Zertifikaten bzw. auch Knock-Out-Zertifikate oder Mini-Futures genannt! Die deutsche Finanzaufsicht BaFin hat Mitte Oktober 2025 eine weitreichende Produktinterventionsmaßnahme beschlossen, die den Vertrieb sogenannter Turbo-Zertifikate an Kleinanlegerinnen und Kleinanleger ab Juni 2026 stark einschränken wird. Ziel ist ein verbesserter Anlegerschutz bei diesen hochspekulativen Hebelprodukten.

Laut einer umfassenden Marktuntersuchung der BaFin hatten zwischen 2019 und 2023 rund 74,2 Prozent der Kleinanlegerinnen und Kleinanleger Verluste beim Handel mit Turbo-Zertifikaten erlitten. Im Durchschnitt belief sich der Verlust pro Person auf 6.358 Euro, die Gesamtverluste summierten sich auf über 3,4 Milliarden Euro. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum rund 113 Millionen Transaktionen von etwa 543.000 Kleinanlegerinnen und Kleinanlegern ausgewertet.

Grundsätzlich sind diese Produkte nicht per-se schlecht und könnten ihren Sinn ergeben, wenn es um die Absicherung seines bestehenden Depots geht. Dennoch scheint es so zu sein, dass diese Produkte selten im guten Sinn angewendet werden und so zu erheblichen Verlusten führen. So zumindest in Deutschland. Wie die finanzielle Situation in Österreich ist, das ist leider unbekannt.

Besonders auffällig war der Zusammenhang zwischen Handelsaktivität und Verlustwahrscheinlichkeit:

  • Bei bis zu 10 Transaktionen lag die Verlustquote bei etwa 70 Prozent,
  • bei 100 bis 500 Transaktionen stieg sie auf rund 83 Prozent,
  • bei mehr als 1.000 Transaktionen auf 91 Prozent.

Die BaFin begründet ihren Schritt mit den erheblichen Risiken, die mit Turbo-Zertifikaten verbunden sind. Durch die hohe Hebelwirkungen, bergen sie die rasche Gefahr eines Totalverlustes bei Erreichen der sogenannten Knock-Out-Schwelle.

Ab Juni 2026 gelten daher neue Regeln in Deutschland:

  • Verpflichtende standardisierte Risikowarnung vor jedem Kauf,
  • Wissensabfrage („Turbo-Basiswissen“) mindestens alle sechs Monate,
  • Verbot von Boni oder Gebührenvergünstigungen im Zusammenhang mit dem Erwerb dieser Produkte.

Die Umsetzung wurde nach einer öffentlichen Anhörung von ursprünglich drei auf acht Monate verlängert, um Banken und Plattformen mehr Zeit für die technische Implementierung zu geben. Hier haben die Broker erfolgreich interveniert und sich noch ein paar Monate mehr rausgeschlagen, bis die Umsetzung erfolgt ist

Dr. Thorsten Pötzsch, Exekutivdirektor der BaFin, betonte: „Turbo-Zertifikate können erhebliche Verluste verursachen – umso wichtiger ist es, Transparenz herzustellen und das Risikobewusstsein der Anleger zu schärfen.“

Österreichische FMA mit anderer Schwerpunktsetzung

Christian Drastil von Börse Social sprach in seinem Podcast „Kapitalmarktstimme“ darüber, dass auch bei der österreichischen Finanzmarktaufsicht (FMA) nachgefragt wurde, ob ähnliche Maßnahmen geplant seien. Die FMA beobachtet die Entwicklung, hat aber derzeit keine vergleichbaren Interventionspläne so Christian Drastil in seinem Podcast.

Die österreichische Aufsicht FMA setzt auf Transparenz durch Information und Vergleichstools. Bereits seit 2023 steht die „Zertifikate-Lupe“ online zur Verfügung. Die Zertifikate Lupe ist eine Plattform, die Kleinanlegerinnen und Kleinanlegern erlaubt, Risiko, Kosten und Performance einzelner Zertifikate zu bewerten und mit dem Gesamtmarkt zu vergleichen. Dafür kann das Basisinformationsblatt (PRIIPs-KID) eines Produkts hochgeladen werden.

Quelle: Screenshot fma.gv.at

Im ersten Quartal 2023 belief sich das in Zertifikate investierte Vermögen privater Haushalte in Österreich auf rund 5,4 Milliarden Euro laut FMA. Die FMA betont die Heterogenität der Produktwelt: Sie reicht von Kapitalschutz-Zertifikaten über Bonus- und Express-Zertifikate bis zu riskanten Hebelprodukten mit oder ohne Knock-Out. Der Risikohinweis der FMA in der Zertifikate-Lupe zeigt dabei auf einer Skala von 1 bis 7 das Marktrisiko und das Emittentenrisiko an. Ergänzend werden Kosten und Performance-Szenarien für eine beispielhafte Investition von 10.000 Euro dargestellt. Das Ausprobieren der Zertifikate-Lupe lohnt sich. Ein geschicktes Tool um die wesentlichen Informationen aus dem KID standardisiert darzustellen.

Fazit

Während die BaFin angesichts massiver Verluste am deutschen Markt nun regulatorisch eingreift, setzt die FMA in Österreich auf Informationsvermittlung und Markttransparenz. Beide Ansätze verfolgen dasselbe Ziel – den Schutz von Privatanlegerinnen und Privatanlegern –, unterscheiden sich aber deutlich in ihrer Umsetzung.

Wichtig ist vor allem Aufklärung und dass sich Investierende bewusst sind, in was sie investieren und welche Konsequenzen das jeweilige Investment mit sich bringt. Es ist doch schade, wenn das hart verdiente Geld über risikoreiche Zertifikate verloren wird.

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